Seite 3 von 6 Warum üben?
Die Übung nur in der einen Unterrichtsstunde pro Woche reicht nicht aus. Um das Spielen eines Instrumentes zu erlernen, ist tägliche Übung notwendig. Das Üben fördert die Ausdauer, die Konzentration und den Umgang mit komplexen Zusammenhängen. Begabung hat nur eine sehr kleine Auswirkung auf den Lernerfolg. Durch Fleiß lässt sich sehr viel mehr erreichen. Denn nur die tägliche Übung macht den Meister. Scheinbar unüberwindbar schwierige Abläufe werden durch konzentriertes Üben nach und nach leichter. Fortschritt passiert stufenweise. Deswegen nicht gleich aufgeben wenn man längere Zeit auf einer Stufe stehen bleibt. Durch regelmäßiges Spielen wird man, auch ohne es zu merken, immer besser.
Der Übeort
Der Übeplatz sollte gut gelüftet, angenehm temperiert und ausreichend beleuchtet sein – am besten mit Tageslicht. Es ist eher motivierend, wenn man ohne großen Aufwand mit dem Üben beginnen kann: Stehen die Noten und das Hausaufgabenheft auf dem Klavier bereit (sind die Oboe, die Röhrchen und die Noten griffbereit?)? Ist der Stuhl auf die richtige Höhe eingestellt? Sind Radio und Fernseher ausgeschaltet? Stören keine Telefonanrufe? Laufen die Geschwister nicht störend durch den Raum? Nach Unterbrechungen und Ablenkung fällt es oft schwer sich wieder auf das Üben zu konzentrieren.
Wann üben?
Möglichst immer zur gleichen Tageszeit, damit es zu einer festen Gewohnheit wird.
Wie oft üben?
Wann immer Lust darauf verspürt wird: lieber mehrfach kurz im Tagesverlauf als einmal zu lang Mindestens aber einmal am Tag ohne Ausnahme. In größeren zeitlichen Abständen, aber dafür länger zu üben macht keinen Sinn (ein untrainierter Sportler würde auch nie an einem Marathonlauf erfolgreich teilnehmen). Auch in den Ferien sollte das Spielen des Instrumentes der Normalfall sein. Ein wöchentlicher Übeplan, den ich häufig ins Hausaufgabenheft schreibe hilft zur Selbstkontrolle.
Wie lang üben?
Zu Beginn der Instrumentenausbildung z.B. eines sechsjährigen Schülers genügen ein- bis zweimal am Tag wenige Minuten, die je nach Konzentrationsfähigkeit allmählich auf zehn Minuten ansteigen. Fortgeschrittene Schüler sollten etwa 30 Minuten pro Tag üben. Schüler, die sich entschlossen haben, die Musik zum Beruf zu machen und sich auf ein Musikstudium vorbereiten wollen, sollten mindestens zwei bis drei Stunden täglich üben.
Was üben?
Grundsätzlich die im Aufgabenheft beschriebenen Übungen oder Stücke. Zum Einspielen: Wiederholung alter Musikstücke, Tonleitern, Fingerspiele bzw. als fortgeschrittener Schüler auch Technik und Etüden. Auch Improvisation, Komposition von eigenen Musikstücken, selbstständiges Erlernen neuer Stücke und ähnliches können anschließend noch hinzugefügt werden.
Wie können Sie als Eltern während des Übens helfen?
Am Ende der Übungseinheit (die der Schüler nach Möglichkeit alleine bewältigen sollte) die geübten Stücke anhören. Bestärken sie Ihr Kind positiv ermuntern Sie es zum Vorspielen. Am Anfang zählt alles: Jede Aktion, jeder Ton bringt Erfahrung und Fortschritt. Kritik am Spiel sollten sie unterlassen. Dafür ist der Lehrer oder die Lehrerin da. Gelegentlich ist es nötig, den Unwillen des Kindes mit Geschick zu umgehen: „Jetzt fang doch erst einmal an“, „Beim letzten Mal hat es so schön geklungen“, „ Ich würde gern noch einmal das Lied…hören“ – so oder ähnlich könnten die versteckten Aufforderungen zum Üben lauten, die gleichzeitig Ihr Interesse zeigen. Wenn die Kinder einmal begonnen haben, üben sie meist gerne. Ganz wichtig: Üben sollte nicht erzwungen oder belohnt werden. Der Erfolg genügt sich selbst!
Wie lange muss ich Unterricht nehmen, bis ich mein Instrument spielen kann?
Hat sich ihr Kind für ein Instrument entschieden, sollte es mindestens zwei Jahre dabei bleiben. Häufige Wechsel wirken sich nachteilig auf ihr Kind aus. Ihr Kind lernt dann bei sich nicht sofort einstellendem Lernerfolg zu schnell aufzugeben. Das Ziel ist aber zu begreifen, dass sich durch kontinuierliches Üben über einen längeren Zeitraum hinweg Erfolg eigentlich immer einstellt. Diese Erfahrung hat auch positive Auswirkungen auf andere Lebensbereiche. Geben Sie Ihrem Kind in einer Unlustphase nicht zu schnell nach. Jeder Lernprozess verläuft in Wellen. Auf eine Lustphase kommt eine Unlustphase, dann wieder eine Lustphase usw. Ermutigen Sie Ihr Kind und zeigen Sie Interesse an seinem Spiel. Der Weg ist das Ziel. Es gibt keinen genauen Zeitrahmen bis man ein Instrument „kann“. Auch ich als Lehrerin habe immer noch Möglichkeiten weiterzuüben und mich zu verbessern. Ein Instrument zu erlernen ist eine Ausbildung – eine Entwicklung, mit der man sich durchaus ein ganzes Leben lang beschäftigen kann.
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